Ledersattel einfetten – Die besten Methoden für's erste Mal

Im Internet kursieren viele verschiedene Ansichten, wie und mit was ein Ledersattel das erste Mal einzufetten ist, damit er möglichst schnell weich und bequem wird. Ich stelle die verschiedenen Möglichkeiten hier kurz vor.

Ledersattel einfetten

Ledersattel einfetten – Diese Möglichkeiten gibt’s:

  1. Die offizielle Methode

    Den Sattel anfangs von unten mit Brooks Proofide richtig dick einschmieren. Man kann dazu einen Lappen oder die Finger verwenden. Für die schwer erreichbaren Stellen eignet sich zum Beispiel ein Wattestäbchen. Es soll unten eine richtige Fettschicht entstehen. Danach mit ganz wenig Fett (oder einfach nur dem fettigen Lappen) die Oberseite des Sattels polieren. Den Prozess kann man noch etwas beschleunigen indem man den Sattel in die Sonne oder auf die Heizung legt. Die Wärme lässt das Fett schneller einziehen und macht das Leder geschmeidig. Wichtig: Gut warm darf es sein, aber nicht heiß!

  2. Baden in Lederöl

    Eine Methode mit flüssigen Öl beschreibt „Fahrrad-Internet-Guru“ Sheldon Brown. Für ein schnelleres „Einreiten“ empfiehlt er flüssige Lederpflege zu benutzen (z.B. Klauenöl) dieses kann man dann entweder ganz normal in das Leder einreiben oder den Sattel geradezu darin tränken. Dazu den Sattel auf ein Stück Aluminiumfolie legen, diese wie ein Pfännchen um den Sattel formen und dann mit dem Lederpflegeöl auffüllen. Der Sattel sollte ca. 30-60 min im Öl „einweichen“.
    Anschließend das überschüssige Öl einfach mit einem Lappen abreiben. Brown empfiehlt diese Methode besonders für Modelle mit sehr dickem Leder wie dem Brooks Team Pro oder Colt. Bei den ersten Fahrten anschließend sollte man sicherheitshalber eine dunkle Hose tragen!

  3. Die Backofen-Methode

    Wie der Name schon sagt wird bei dieser Methode der Sattel zusätzlich zu Methode 1 oder 2 in den Backofen geschoben, damit das Fett schneller einzieht. Temperatur nicht höher als 60°C wählen und auch nicht zu lange im Ofen lassen. Unbedingt vorsichtig an die Sache rangehen und den Sattel am besten dabei beobachten.

  4. Die Gewalt-Methode

    Zusätzlich zu 1, 2 oder 3 gibt es dann noch die Gewalt-Variante um das Leder einzubrechen: Mit einem Gummihammer auf die Satteloberfläche hauen oder mit einem Nudelholz drüberrollen. Das Ganze sollte man ca 10-15min machen. Dadurch werden die Fasern des Leders gebrochen und der Sattel wird recht schnell weich. Keine Haftung für das Resultat!

  5. Brooks Aged-Sättel

    Eine ganz andere Variante: Einfach einen der Brooks Aged Modelle zu kaufen. Bei diesen ist das Leder bereits vorbehandelt und weich. Kein Einbrechen mehr nötig. Fetten sollte man ihn allerdings trotzdem. Nachteil dieser Modelle scheint eine verringerte Lebensdauer und die etwas schlechtere, also weniger individuelle, Passform zu sein.

So viele Möglichkeiten! Welche ist denn nun die beste?

Meine Variante:

Ich habe meinen B17 nach der ersten Methode behandelt. Und das mit einem Fett, dass ich noch zuhause hatte: Tierowa. Das Fett ist sehr ähnlich zum original Brooks Proofide aber etwas günstiger.
Den Sattel und das Fett hatte ich vorher ca. eine Stunde auf die Heizung gelegt um sie anzuwärmen. Nach dem Fetten wanderte der Sattel nochmal für 1-2 Stunden auf die Heizung. Das Fett ist so sehr gut eingezogen, so dass ich danach sogar nochmal ein bisschen nachgefettet habe. Der Sattel wurde sehr schön geschmeidig. Nach ca. 150km und erneut nach 500km habe ich etwas von unten nachgefettet, aber nur wenig.

Fazit:

Für härtere Sättel würde ich definitiv Brown’s Methode mit dem Lederöl in Betracht ziehen. Die Backofen-Methode könnte funktionieren, aber die Gewaltmethode widerstrebt mir doch sehr, auch wenn dabei sicherlich ein weicher Sattel herauskommt! Am Ende kann jeder nur selbst entscheiden, was er seinem neuen Sattel zumuten will. Am sichersten (und von Brooks empfohlen) ist natürlich die erste Variante, mehr oder weniger erprobt, dafür aber schneller, die anderen.

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Commenting area

  1. Hallo, die Seite ist toll und als Brooks-Neuling (nach einer Odyssee mit vielen Kunststoffsätteln) habe ich hier wertvolle Tipps bekommen und ein wenig nachgedacht….eine weitere Möglichkeit, den Sattel zu fetten ist die Föhn-Methode: Sattel mit der Sitzfläche auf ein Tuch legen, Unterseite (mit einem kleinen Pinsel) einfetten (ich habe GUTRA bzw. DELARA verwendet). Fön an und den Sattel erwärmen. Man kann wunderbar verfolgen, wie das Leder das sich erwärmende Fett aufnimmt. Nach einiger Zeit ist das Fett komplett eingezogen und der Sattel knochentrocken.
    Also nochmal einfetten und wieder föhnen. Das Ganze so oft wiederholen, bis man das Gefühl hat, jetzt reicht’s.
    Mein B17 in dunkelbraun hat sich sofort deutlich „verdunkelt“, das heisst, das Fett ist wirklich komplett eingezogen.
    Nach jeder 20km Tour saß es sich angenehmer. Der Sattel nimmt recht schnell die Form des Fahrenden an.
    Vielleicht möchte die Methode jemand ausprobieren. Vorteil gegenüber der Ofen-Methode: man hat die Situation jederzeit im Griff.

  2. Danke für eure Tipps. Ich bin gerade am Verzweifeln. B17 zweimal gefettet und ca 500km. Schmerzhaft wie eh und je und nicht besser als beim Plastiksattel.
    Ich habe neue Hoffnung 🙂

    • Sebastian Kinzlinger Oktober 16, 2017 at 4:26 pm · · Antworten

      Bleib dran, noch nicht aufgeben! 🙂 Die werden wirklich bequem und sollte es doch irgendwie schmerzhaft bleiben, probier auf jeden Fall nochmal Höhe, Position auf dem Rohr und Neigungswinkel zu optimieren. Kleine Korrekturen können bei einem Ledersattel Wunder bewirken!

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